
Jedes Produkt braucht einen Produktmanager und zwar genau EINEN! Eine Führungsperson, die für den Erfolg des Produktes verantwortlich zeichnet. Verantwortung kann ein Manager aber nur dann übernehmen, wenn er auch die dafür notwendigen Entscheidungen treffen kann. Verantwortung und Entscheidung sind die beiden Seiten der gleichen Medaille. Ohne Entscheidungsbefugnis keine wirkliche Übernahme von Verantwortung. Die Entscheidungsgewalt sollte am besten am Punkt der höchsten Kompetenz liegen. Wie kann diese hohe Kompetenz beim Produktmanager erzeugt werden?
Demokratie funktioniert in dynamischen Lernumgebungen nicht
Moderne Unternehmen müssen mit “Unsicherheit” umgehen können. In der hohen Dynamik des wirtschaftlichen Wandels gibt es kaum noch “Gewissheiten”. Vieles muss neu gedacht werden. Eine brauchbare Methode ist das Experiment. Experimente erzeugen Lernumgebungen, die zu neuen Erkenntnissen führen. Erkenntnisse erhöhen die Kompetenz.
Eine falsche Interpretation der “Intelligenz von Vielen” oder weil man einfach seit der Unternehmensgründung schon immer alles irgendwie gemeinsam entschieden hat, führt oft zu in Gremien getroffenen Mehrheitsentscheidungen. Eine demokratisch getroffene Entscheidung fühlt sich gut an. Doch es geht nicht darum, dass man sich gut fühlt. Ziel ist es, Entscheidungen zu treffen, die den Erfolg des Unternehmens sichern.
Wenn eine Entscheidung z.B. über eine neue Produktfunktion in einem Gremium mit 5 Mitgliedern getroffen wird, wer übernimmt dann die Verantwortung? Wer lernt aus einer Fehlentscheidung? Selbst wenn die Verantwortung im Nachgang an einen Manager übertragen wird, kann er aus einem Irrtum lernen? Wir erinnern uns: Anforderung moderner Unternehmen ist es, Lernumgebungen zu schaffen, die Kompetenz erzeugen.
Ist er Teil des Gremiums hat er, vereinfacht gesagt, 20 Prozent zur Entscheidung beigetragen. 80 Prozent stammen von seinen Kollegen. Die Gedankengänge seiner Kollegen bleiben ihm aber verborgen. Sie teilen ihm zwar das Ergebnis ihrer Überlegungen mit, welches Wissen oder Nichtwissen und welche Irrtümer in den Gedanken enthalten sind, bleibt für ihn unsichtbar. Ob etwas funktioniert oder nicht funktioniert, der verantwortliche Manager kann aus dem Ergebnis nichts für die Zukunft lernen. “Mehrheit kann aber auch nichts lernen – sie ist keine Person. Demokratie verblödet das Management. Zwangsläufig.” (Ralf Hildebrandt)
Es kann nur einen geben – der die Entscheidung trifft
Selbst Steve Jobs hat sich diesem Naturgesetz unterworfen. Und nein, nicht indem er immer alles selbst entschieden hat. Er war unter anderem an den Pixar Animation Studios beteiligt. Das Unternehmen hat Blockbuster wie Toy Story, Findet Nemo und Cars hervorgebracht. Bei Pixar gibt es so genannte Braintrusts (Provisions-Link). Das sind Besprechungen in denen, der für einen Film verantwortliche Regisseur, den aktuellen Stand seinen Kollegen präsentierte. Steve Jobs saß auch mit drin. Da ging es heiß her. Es wurde Kritik geübt, Pro und Contra besprochen. Aber, und das ist das Wichtigste: Die Entscheidung, welche Ideen übernommen werden und welcher Einwand nicht weiter verfolgt wird, bleibt immer beim Regisseur!
Aus eigener langjähriger Erfahrung als Produktmanager kann ich sagen: nur so funktioniert Produktmanagement! Natürlich holt man sich Ideen und Hinweise erfahrener Kollegen ein. Diese Informationen müssen aber bei einer Person, in einem Kopf zusammenlaufen. Eine erfolgreiche Produktstrategie ist ein langfristiger Prozess über Jahre. Der Produktmanager muss immer wieder testen, was funktioniert und was funktioniert nicht. Dafür ist es aber zwingen erforderlich, dass er am Ende des Tages alleine die Entscheidungen treffen kann, die er für richtig hält. Nur so kann er über die Zeit lernen und Kompetenz aufbauen.